Die Ausgründung der Weiterbildung an der FernUniversität – Chancen, Risiken und strategische Bedeutung
Wie viele Hochschulen in Deutschland hat sich auch die FernUniversität in Hagen im Laufe der Jahre immer wieder mit der Frage beschäftigt, wie sie ihre Angebote im Bereich der Weiterbildung besser strukturieren und weiterentwickeln könnte. Die Idee einer Ausgründung im Weiterbildungsbereich stand dabei mehrfach im Raum, um drei zentrale Ziele zu erreichen:
- Bündelung der Angebote: Ziel war es, die bestehenden Weiterbildungsangebote zu konsolidieren und in ein professionelles, qualitätsgesichertes Portfolio zu überführen. Davon sollten nicht nur die Lehrenden profitieren, sondern auch die interessierten Lernenden, die durch ein klar strukturiertes Angebot besser bedient werden können.
- Outsourcing des finanziellen Risikos: Weiterbildung ist für Hochschulen traditionell mit finanziellen Risiken verbunden – sei es durch schwankende Teilnehmendenzahlen oder durch unsichere Finanzierungsquellen. Eine Ausgründung sollte diese Risiken minimieren und auslagern.
- Stärkung der Außenwahrnehmung: Die FernUniversität Hagen wird bereits seit langem als führende Institution für universitäre Weiterbildung wahrgenommen. Eine klare Positionierung in diesem Bereich sollte die Rolle der Universität als Vorreiterin im lebenslangen Lernen weiter festigen.
Der Weg zur Ausgründung
Die Idee, die Weiterbildung in einer zentralen Einheit zu bündeln oder auszugründen, wurde an der FernUniversität über viele Jahre – oft auch kontrovers – diskutiert. Bereits auf Initiative einiger Lehrenden hatten sich sehr erfolgreiche Weiterbildungen etabliert. Gleichzeitig bestand der Wunsch, der Weiterbildung ein stärkeres Profil zu verleihen und schneller auf Anfragen externer Akteure reagieren zu können. Dies war jedoch aufgrund der Restriktionen einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung nie so schnell und zielgerichtet umsetzbar, wie es nötig gewesen wäre, um auf dem Markt erfolgreich neue und innovative Weiterbildungen anzubieten. Ich habe diese Diskussionen über die Jahre verfolgt und dabei nicht nur politische und strategische Überlegungen wahrgenommen, sondern auch persönliche Eindrücke gesammelt.
Die entscheidende Wende: Strategische Führung und Vision
Ein bedeutender Wendepunkt in der Entwicklung der Weiterbildung an der FernUniversität war die Wahl von Professorin Dr. Ada Pellert zur Rektorin im Jahr 2016. Sie erkannte sofort das Potenzial der FernUniversität, sich als Institution des lebenslangen Lernens auch in der Weiterbildung stärker zu positionieren. Daher setzte sie die strategische Neuausrichtung der Weiterbildung auf ihre Agenda. Bereits zu Beginn ihrer Amtszeit lud sie die Weiterbildner der FernUniversität regelmäßig ein, um sie zu würdigen und in den Prozess der Neugestaltung einzubinden.
Die Neuausrichtung der Weiterbildung wurde zu einem der strategischen Ziele der ersten Stunde. Nach anfänglichen Diskussionen und internen Projekten, die sich über zwei Jahre erstreckten, fiel schließlich die Entscheidung: Die Weiterbildung soll ausgegründet werden. Dieser Schritt mündete letztlich in der Gründung der „FernUniversität in Hagen – Institut für wissenschaftliche Weiterbildung GmbH“. Am 22. Oktober 2019 war es dann soweit: gemeinsam mit der Rektorin durfte ich als Geschäftsführerin die Gründungsurkunde unterschreiben.
Chancen und Risiken der Ausgründung
Eine solche Ausgründung birgt zahlreiche Chancen, aber auch Risiken. Einerseits eröffnet sie die Möglichkeit, die Weiterbildung professionell zu organisieren, flexibler auf Marktbedürfnisse zu reagieren und neue Zielgruppen zu erschließen. Die klarere Trennung von universitären Strukturen kann zudem helfen, finanzielle Risiken zu minimieren.
Andererseits muss sich die Universität stets bewusst machen, dass sie mit diesem Schritt auch die Verantwortung übernimmt, unternehmerisch zu handeln und nicht den Mechanismen eines öffentlichen Haushalts zu folgen. Die Ausgründung erforderte Mut – und der weitere Weg erfordert diesen Mut ebenso, um die bisher sehr positive Entwicklung fortzusetzen, selbst wenn die Entwicklung einmal stagniert oder rückläufig sein sollte.
Ausblick
Nach fünf Jahren haben wir unsere Ziele erreicht. Den Break-even haben wir ein Jahr früher als geplant erreicht – trotz der schwierigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zeiten. Jetzt ist es an der Zeit, die nächste Entwicklungsstufe anzugehen, mehr Innovationen zu wagen und die ersten Schritte in Richtung Internationalisierung zu gehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dies als #TeamFeUW gelingen wird. Wir können positiv in die Zukunft blicken, denn wir wissen nun, dass wir viel erreichen können, wenn wir beharrlich nach kreativen Lösungen suchen, um unsere Ziele zu erreichen.
Diese Entwicklung wäre ohne den Willen des Rektorats, die Offenheit und Unterstützung der Lehrenden sowie der zahlreichen Unterstützer aus Wissenschaft und Verwaltung nicht möglich gewesen. Und last but not least, dem großartigen Team der FeUW!
Fortsetzung folgt…
Foto: Hagen, 27.02.2020 Fernuniversiät Hagen FU Hagen / Volker Wiciok